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10 Dinge, die du im Tanzunterricht „ganz nebenbei“ lernst

Natürlich geht es im Tanztraining um den Tanz. Die Freude an der Bewegung und das Erlernen einer bestimmten Technik sind die häufigsten Motivationen für Kinder und Erwachsene, in den Tanzunterricht zu gehen. Eine Tanzschule ist aber viel mehr als der Ort, an dem bloß Tanzschritte vermittelt werden und die Arbeit einer Tanzpädagogin umfasst so viel mehr als das Vorzeigen und Korrigieren. Leider wird das von Außenstehenden oft unterschätzt. Denn Tanzen erfordert mehr als die Aneinanderreihung von Bewegung.

Der Tanz lehrt uns sehr viel für das Leben „da draußen“.

Hier ist eine kleine Auswahl an Fähigkeiten, die Kinder und Erwachsene im Tanzunterricht „ganz nebenbei“ erwerben:

#1 Musikalität

Selbstverständlich gehört zum Tanz auch die Musik. Bereits die Kleinsten lernen in der Tänzerischen Früherziehung viel über Rhythmus und Klänge. Sie interpretieren Musikstücke und reagieren auf das Tempo oder die Lautstärke der Musik. Sie wiederholen Rhythmen und produzieren ihre eigene Musik durch Klatschen und Stampfen. Das alles fördert ihre kognitive Entwicklung. Im Tanzunterricht lernen die Schüler*innen unterschiedliche Takte kennen und bekommen ein Gespür für die Komposition und Metrik.

#2 Körpergefühl

Tanztraining steigert die Körperwahrnehmung und Fitness ungemein. Die Tänzer*innen schulen ihren Gleichgewichtssinn und auch die Koordinationsfähigkeit verbessert sich. Es werden Muskeln aufgebaut und die Ausdauer verbessert. Außerdem wirkt sich das Tanzen positiv auf die allgemeine Beweglichkeit aus. Warum das auch im Alltag hilfreich ist? Ich bin in meinem Leben viel seltener im fahrenden Bus oder der Bahn gestolpert als ich es bei anderen Menschen beobachten konnte. Ich habe durch das Tanzen eine bessere Verbindung zu meinem Körper und kann ganz anders auf Veränderungen oder Belastungen reagieren.

#3 Teamfähigkeit

Anders als manche vermuten ist Tanzen keine Ego-Nummer. Gruppentänze erfordern ein hohes Maß an Teamfähigkeit. Um ein nach außen stimmiges Bild abzugeben ist nicht die individuelle Leistung gefragt, sondern das aufeinander abgestimmte Interagieren. Tänzer*innen entwicklen ein Gefühl für die Gruppe und sind ihren Mittänzer*innen gegenüber aufmerksam. Sie helfen und erklären sich im Unterricht gegenseitig die Übungen. Die Kommunikation wird durch den Tanz gefördert, auch ohne das Sprechen. So wirkt sich das Tanzen auch positiv auf unser Sozialverhalten aus, was in jeder Lebenslage wichtig ist.

#4 Fokussierung

Durch die unterschiedlichen Aufgabenstellungen wird die Konzentration im Tanzunterricht gestärkt. Sei es beim Erlernen einer Choreographie, einer neuen Übung oder bei der Erläuterung von Tanztechnik: Die Schüler*innen lenken ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Themengebiete und setzen das Gelernte um. Fokus ist im Leben wirklich wichtig, um sich nicht ständig durch Belangloses oder Negatives ablenken zu lassen. Es hilft auch, um zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen.

#5 Spontanität

Ich würde behaupten, dass es schon jeder Tänzerin und Tanzschülerin passiert ist: Ein Fehler in der Übung oder in einer Choreographie. Vielleicht sogar bei einer Prüfung oder bei einer Aufführung. Das ist schon ärgerlich genug aber anhalten oder neu anfangen würde das ganze meistens auch nicht mehr retten. Also improvisieren wir an dieser Stelle mit einem Lächeln im Gesicht, bis wir den Faden wiedergefunden haben, denn: im Tanzunterricht passieren häufig Fehler und wir lernen im Training, wie wir auf konstruktive Weise mit unvorhergesehenen Situationen umgehen.

#6 Kreativität

Tanztraining fördert die Kreativität. Durch das Tanzen lernen Kinder und Erwachsene, Impulsen zu folgen und ihren Ideen Ausdruck zu verleihen. Sie entdecken neue Bewegungsmuster und lassen sich so zu Neuem inspirieren. Tanz ist auch ein Ventil, die eigenen Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. Gleichzeitig wirkt sich die Bewegung positiv auf das Nervensystem aus, wodurch das lösungsorientierte Denken gefördert wird.

#7 Fremdsprachen

Ohne Witz, aber ich wette, dass Ballettunterricht mindestens zu 30 % hilfreich für meinen Französischunterricht in der Schule war. Vor allem Kinder lernen die oft fremdsprachigen Vokabeln sehr schnell und wenden sie auch an. Das gleiche gilt für die englische Sprache. Mein Körper kannte bereits die Bedeutung von tilt aus dem Modern Dance, bevor ich es überhaupt auf irgendeiner Sprache in meinem Wortschatz aufgenommen habe.

#8 Geduld

Ergebnisse sind nicht immer von jetzt auf gleich sichtbar. Wenn im Tanzunterricht ein neuer Schritt eingeführt wird, dann dauert es seine Zeit, bis alle ihn beherrschen können. Der Tanz lehrt uns, geduldig zu sein und an einer Sache dranzubleiben. Aufgeben ist keine Option und mit der Zeit kann man eine positive Entwicklung feststellen und freut sich über den Fortschritt, den man selbst erreicht hat. Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt.

#9 Selbstvertrauen

Pirouetten drehen können, im Spagat sitzen oder in Spitzenschuhen tanzen. Das sind alles skills, auf die man stolz sein kann und die nicht alle Menschen beherrschen. Diese körperlichen Herausforderungen gemeistert zu haben, schafft Selbstvertrauen. Auch auf einer Bühne vor einem Publikum zu tanzen und Applaus und Zuspruch zu bekommen schafft Selbstvertrauen. Durch diese Erlebnisse wachsen wir immer wieder ein Stück über uns hinaus und entwickeln uns weiter.

#10 Haltung

Tanz verbessert die Haltung und Körperspannung. Vor allem in heutigen Zeiten, in denen wir viel Sitzen und auf Bildschirme starren, belasten wir unsere Wirblesäule enorm und gewöhnen uns immer häufiger Fehlstellungen an, die sich irgendwann in Schmerzen äußern. Tanz wirkt dem entgegen. Ein guter Tanzunterricht vermittelt auch die basics der Anatomie und so lernen Kinder und Erwachsene die wichtigsten Zusammenhänge zwischen gesunder Bewegung und Haltung kennen.

Die 10 Punkte sind natürlich nur eine Auswahl und auf gar keinen Fall vollständig. Was fällt euch noch alles ein? Schreibt es gerne in die Kommentare oder schickt mir eine Nachricht! Ich bin gespannt, von euren Erfahrungen und Erkenntnissen zu hören.

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